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Südpolen Offroad 2016

Wir haben lange geplant und nun geht es endlich los. Göran und ich starten am 18.6. Richtung Südpolen mit unseren kleinen 250er Enduros. Um Strecke zu machen, mischen wir On- und Offroadteile. An Gepäck haben wir nur das Notwendigste mit. Andi bietet uns in Wünsdorf eine Kaffeepause an und begleitet uns dann ein Stück. Vielen Dank dafür. Über Forst geht’s weiter nach Polen bis Zary ins Hotel Glas. Der Name ist Programm, top modern und mit netter Bar. Dort treffen wir uns mit Wolfram, der im Expresstempo über die Autobahn anreiste.

Am Sonntag geht es ab auf die Pisten und Pfade Richtung Jelenia Gora. Vorbei an einem Truppenübungsplatz über einen verlassenen Bahnhof zur Burg Grodziec. Insider kennen die Burg vom IZI-Meeting. Tolle Strecken, ideales Wetter und flottes Tempo über die schlesischen Hügel. Bei der Ankunft suchen wir uns das Hotel Europa aus, ein echt skurriles altes Hotel aus dem 19.Jh , mit viel Patina, stecken geblieben im 70er Jahre-Stil. Wolfram vergleicht es mit der Atmosphäre des Overlook-Hotel aus dem Film „Shining“. Der Service ist gut und so bleiben wir dort insgesamt drei Nächte.

Am Montag geht es Hardcore nordwestlich von Jelenia Gora in die schlesischen Hügel. Das Wetter ist regnerisch, die Wolken hängen tief und wir sind ziemlich schnell nass und dreckig. Der erste Ziehweg hoch in den Wald hat es in sich, und wie wir kurz darauf feststellen dürfen, war es runter auch nicht viel leichter. Jetzt sind wir auf Betriebstemperatur und lassen uns von keinem noch so schlammigen Pfad mehr abschrecken. Das führt zu manchen Aha-Erlebnissen und unfreiwilligen Einlagen. Gut, dass wir alle richtiges Profil auf den Enduros haben, es war wirklich sehr schlammig. Ziemlich müde kommen wir im Hotel Overlook…äh Europa… an und trauen uns fast nicht mit unseren schlammverkrusteten Anzügen ins Hotel. Aber hilft ja nix, wir wollen ja anschließend auf den Marktplatz, was essen und Fußball schauen. Übrigens, die Altstadt von Jelenia Gora ist absolut sehenswert und sehr schön. Ein Besuch lohnt sich.

Nun ist es inzwischen Dienstag, die Muskeln machen sich bemerkbar und wir starten zu unserer Tour nordöstlich von Jelenia Gora. Es regnet zwar nicht mehr, aber es ist noch sehr schlammig und feucht. Da war wirklich alles dabei, was des Enduristen Herz begehrt (ausser Sand, aber den haben wir ja daheim). Steile Auf- und Abfahrten, angereichert mit aufgeweichten, durch eine Kuhherde zertrampelte Piste. Sehr herausfordernd, aber umso schöner, wenn man oben steht. Insgesamt sind wir da trotzdem zügig unterwegs. Abends geht es wieder ab auf den Marktplatz mit polnischem Public-EM-Viewing.

Es ist Mittwoch, die Sonne scheint, Wolfram fährt über das Riesengebirge nach Tschechien, durchs Isergebirge nach Görlitz und von da in großem Bogen nach Berlin. Schade, dass er schon zurück muss. Wir packen unsere Taschen und fahren Offroad nach Walbrzych. Eigentlich wollten wir ja ein bißchen entspannter machen, aber dann fuhr Göran einen sausteilen Grashang hoch, was soll man machen, also hinterher. Man glaubt ja gar nicht, was diese kleinen Enduros so abkönnen. Vermutlich mehr als ich. Aber wo es steil hoch geht, muss es ja auch steil wieder runter gehen. So steil, dass ich mit der Enduro eher runter gerutscht als gefahren bin. In Walbrzych finden wir erst beim dritten Versuch eine Unterkunft im Hotel Maria, sehr gemütlich im Landhaustil, kann man nur empfehlen.

Es ist mittlerweile Donnerstag und wir spüren die Anstrengungen immer deutlicher. Tja, man wird halt nicht jünger. Auf dem Programm steht heute eine Rundfahrt nördlich um Walbrzych. Anfangs war die Landschaft noch bewaldet und hügelig, sehr schön. Wieder haben wir eine Abfahrt über einen Viehtrieb, garniert mit Laub, Schlamm und Dingen, die wir lieber nicht näher kennenlernen wollen. Unterwegs kommen wir aus einem völlig zugewachsen Pfad auf den Hof eines Hauses, das erstaunte Gesicht eines Einwohners werde ich so schnell nicht vergessen. Zusehends wird die Landschaft nun flacher, viel Felder mit Wäldern durchsetzt. Auch dort wartete die ein oder andere Herausforderung in Form von Matsch, Schlamm und eine ziemlich gemeine Wasserdurchfahrt. Wir rasten an einem Schlösschen und machten die Bekanntschaft von zwei Polen, die uns erklären, dass das Schloss zu einem Museum umgebaut würde und ihrem Chef gehöre. Inzwischen ist es sehr warm geworden und wir haben mit der Wärme zu kämpfen. Bei einer Trinkpause stellen wir fest, dass Görans WR auch Wassernachschub braucht, – der Kühler ist undicht! Wie sich später herausstellt, hat wohl der Lüfter sich den Lamellen so angenähert, dass diese beschädigt wurden. Was tun? Erst mal Check wieviel Wasser noch im Kühler ist und dann Werkstatt suchen. Zum Glück sind wir schon wieder sehr nah an Walbrzych, so dass wir dort in die Werkstatt Centrum Motoryzacynje Limanowka fuhren. Der Mechaniker, selbst ein Crosser, lässt alles andere stehen und hilft uns sehr. Der Kühler wird provisorisch abgedichtet, so dass wir hoffen, am Freitag nach Hause fahren zu können. Vielen Dank an die Schrauberjungs! Es ist toll zu erleben, wie einem Menschen, dessen Sprache man nicht spricht, weitergeholfen wird.

Wir wissen, dass es Freitag über 30 Grad warm werden soll, also fahren wir schon um 8:00h vom Hof des Hotels Maria um auf kleinen Landstraßen, in sachtem Tempo wegen des Kühlers, 400 km heim zu gondeln. Gefühlt wird es alle 20 km um ein Grad wärmer, richtig brutal wird es ab der Grenze bei Bad Muskau. Irgendwann wusste ich nicht mehr, wie ich sitzen sollte und fuhr jede Ortsdurchfahrt im Stehen. Bei der Gelegenheit träumt man von einem Motorradanhänger und der Klimaanlage im Auto. Aber jede Tour endet einmal, so auch diese. Wir kommen wohlbehalten und mit dichtem Kühler gegen 16.00 in Teltow an. Eine tolle Tour, mit sehr vielen Highlights, die in den Bildern nur zu erahnen sind.

Tourbericht: Ralf

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